Einige Worte zum Thema Rollkur

In der Reiterwelt spricht man davon, daß der Pferderücken „aufgewölbt“ werden bzw. „nach oben“ soll. Dazu wird sich verschiedener Methoden bedient. Auf dem Markt werden vielerlei Ausbinde- und Hilfszügel angeboten, die diese Wirkung versprechen, und es werden „Reitmethoden“ erfunden, die ebenfalls einen schnellen Erfolg auf dem Gebiet erzielen sollen. Seit einiger Zeit hat die „Methode“ einen Namen und zwar Rollkur oder LDR (low deep round)

Aktuell kursieren Bilder eines sehr bekannten und erfolgreichen Reiters bei Facebook, wenn man unter erfolgreich das Gewinnen von Dressurprüfungen schwerer Klasse auf internationaler Ebene versteht, welcher sein Pferd trainiert.

Ich möchte die Betrachter dieser Fotos darauf aufmerksam machen, daß der Rücken des Pferdes tatsächlich oben und aufgewölbt ist. Gleichzeitig wird aber wohl auch den meisten bewußt, daß das allein nicht das Kriterium guten, erfolgreichen und vor allem dem das Pferd gesunderhaltenden Reitens sein kann.

Man kann den Rücken auch nach oben verlieren. Sehr schön beschreibt dies und die Methode, welche auf dem Bild zu sehen ist, Gerd Heuschmann in seinem Buch „Balanceakt“, für alle, die sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen und ihren Blick schulen wollen.

Wirklich „über den Rücken“ gehen kann nur ein Pferd, dessen Rücken dreidimensional schwingt. Also ein Rücken, der sich nicht nur nach oben, aber auch wieder nach unten bewegen sowie nach rechts und links biegen kann und in dem Rotation stattfindet, welche in der Wirbelsäule an die Biegung gekoppelt ist.

Der auf dem Bild abgebildete Rücken kann sich wegen der maximal komprimierten Halswirbelsäule weder absenken noch seitlich biegen. Dadurch werden auch die Beckengelenke starr gestellt. Ein Absenken und Vorkommen des jeweiligen inneren Hüfthöckers wird unmöglich. Somit kann auch das jeweilige innere Hinterbein nicht unter den Schwerpunkt gestellt werden und zum Tragen kommen. Eine echte Versammlung kann somit auf diesem Wege nicht nur nicht erreicht werden sondern wird absolut verhindert.

Wir sehen also ein Pferd dessen Rücken angehoben aber starr ist, und dessen Hinterbeine nicht zum Tragen kommen können. Was passiert als Folge dessen?

Der Rücken kann nicht federn und die Funktion erfüllen, das Gewicht des Pferdes geschmeidig auf die vier Gliedmaßen zu verteilen geschweige denn das Gewicht vermehrt zur Erhöhung der Wendigkeit und Schonung der Vorhand Richtung Hinterhand zu verlagern. Das Pferd wird früher oder später hölzern auf der Vorhand laufen. Dadurch kommt es vorzeitig zum Verschleiß seiner Gelenke insbesondere derer der unteren Zehengelenke und der dazugehörigen Beugesehnen und Unterstützungsbänder der Vordergliedmaßen.

Nein, die Pferde haben keine „schwache Substanz“ wie man vielerorts hört. Sie werden einfach durch Unwissenheit oder eben gezielt durch Methoden wie sie auf dem Bild zu sehen ist, verschlissen.

Taktunreinheiten sind die Vorstufen zu Lahmheiten. Ob man das Wort Taktunreinheit oder Lahmheit benutzt ist Geschmackssache. Im Frühstadium erkannte Taktunreinheiten können in den meisten Fällen durch eine oder je nach Schweregrad mehrere chiropraktische Behandlungen erfolgreich behandelt werden.
Unerlässlich für die dauerhafte Gesunderhaltung des Pferdes ist jedoch die Umstellung des Trainings auf eine funktionell und biomechanisch korrekte Beweglichkeit.

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