Back to basics
Interessante Situation. Ich werde gebeten eine Reitstunde zu geben. Grund: Das Pferd ist unaufmerksam und unstet in der Anlehnung vor allem in den Übergängen. Und reagiert nicht wirklich auf Hilfen.
Zum Schluss der gemeinsamen Unterrichtseinheit ist das Pferd aufmerksam, dehnt sich konstant zur Hand hin auch in den Übergängen, kaut und hat Schäumchen an den Lippen, schnaubt immer wieder ausgiebig ab und hat einen losgelassenen taktklaren Gang mit schön sichtbarem An- und Abspannen der Bewegungsmuskulatur, der Schweif wird ruhig getragen.
„Wird das Pferd denn nicht sauer durch diese Art des Reitens?“ werde ich gefragt und verstehe die Frage nicht. Das Pferd steht an den Hilfen und zeigt alle Anzeichen der Losgelassenheit und die Reiterin zweifelt an, etwas Gutes erreicht zu haben?
Dies ist leider kein Einzelfall und mir wiederholt passiert, weswegen ich es aufschreibe.
„Ich möchte dem Pferd nicht meinen Willen aufzwingen“ oder „Ich habe Angst etwas falsch zu machen deswegen mache ich weniger“ höre ich dann.
Leider ist das Erlernen der Basis aktuell nicht „in“. Reiten höherer Lektionen oder das Ausüben von Kunst bevor man das Handwerk erlernt hat sind der Trend. Aber ohne die Basis kann der Reiter nicht wissen, wonach er sucht. Und ohne auf die Bedürfnisse des Pferdes einzugehen – nämlich die der klaren Führung – entsteht kein Vertrauen und keine Losgelassenheit. Ohne zu erkennen, was erwünscht und was unerwünscht ist, kann der Reiter nicht rechtzeitig das gewünschte Verhalten beloben und fördern. Und ohne Übung und Wiederholung unter Anleitung wird sich das Gefühl und der Blick für das Gewünschte nicht schulen.
Auch wenn es gerade „in“ ist über die FN zu schimpfen: Die theoretische Auflistung der Zeichen der Losgelassenheit sind Bestandteil des Lehrstoffes für das kleine Reitabzeichen! Ebenfalls das Wissen wie man korrekt ein Reithalfter verschnallt. Auch wie man eine Vorhandswendung reitet und was das überhaupt ist. Denn ohne das Verständnis für eine vorwärts-seitwärts treibende Hilfe wird das nichts mit den Seitengängen.
Das auf den ersten Blick „Weniger“ ist bei genauerem Hinsehen „Mehr“ wenn man die Qualität erkennt mit dem Pferd wirklich in Kontakt zu sein.
Und die FN Richtlinien Band 1 sollte doch nun wirklich jeder Reiter mal gelesen haben…
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