Werden Reiter nach ihrer Ausbildung oder Fortbildung gefragt, ist häufig zu hören: „Meine Reitstunden hatte ich doch schon vor zwanzig Jahren. Seitdem bin ich nur zweimal herunter gefallen und mein Pferd ist auch kerngesund. Außerdem bin ich Freizeitreiter und reite ich auch nur im Gelände.“ Dieser Mensch, aber noch mehr sein Pferd, kann von Glück sprechen.
Glück für den Reiter, der offenbar ein ausgesprochen gutmütiges und robustes Exemplar von Pferd erwischt hat, das einiges „wegsteckt“ und noch mehr Glück für das Pferd, das mit einem höchstwahrscheinlich leichten Reiter, der es unwissentlich einfach nicht in seinen Bewegungsabläufen gestört hat, einigermaßen unbeschadet zu Recht kommt.
Das ist leider nicht der Regelfall und schon gar keine Begründung, auf kompetente Aus- und Weiterbildung zu verzichten. Und für das Pferd macht es keinen Unterschied, ob es von einem „Freizeitreiter“ oder von einem „Profireiter“ zuschanden geritten wird!
Unterschiedlichen Statistiken zufolge beträgt das Durchschnittsalter eines Pferdes in Deutschland nur 7-10 Jahre. Und das bei einer möglichen Lebenserwartung von rund 30 Jahren! Die Zahl der dauerhaft unbrauchbaren Pferde ist in keiner Statistik erfasst. In vielen Reitställen sieht man den Tierarzt häufiger als den Reitlehrer.
Die Ursache für „Sportinvalidität“ bei Pferden sitzt fast immer auf ihrem Rücken!
Ausbildung – von Mensch und Pferd- ist aus vielerlei Gründen ein Gebot der Verantwortung!
– Mangelnde Ausbildung ist die Hauptursache von Unfällen beim Reiten oder während des Umgangs mit Pferden!
– Mangelnde Ausbildung fügt dem Pferd erhebliche Leiden und Gesundheitsschäden zu!
– Mangelnde Ausbildung im Hinblick auf den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur und den vielen anderen Erholungssuchenden führt zu Image- Problemen für alle Freizeitreiter und –fahrer!
Was ist eigentlich Ausbildung?
Ausbildung beginnt mit dem Erwerb umfassenden Wissens um das Verhalten und die Bedürfnisse des Pferdes und um seine physiologischen Eigenschaften.
Nur wer weiß, warum sich Pferde so oder so verhalten, wer weiß, dass ein Pferd nicht zum Tragen von Lasten geboren wird, sondern erst durch gezieltes –jahrelanges!- Training und Gymastizieren in die Lage versetzt wird, den Reiter unbeschadet zu tragen, kann überhaupt erst anfangen, reiten zu lernen.
Eine Reitausbildung- und gleichzeitig die Ausbildung des Pferdes- ist nicht nach 20 Reitstunden abgeschlossen.
Die alten Reitmeister wussten es schon- oder noch? – ein Reiterleben reicht nicht aus, um wirklich reiten zu lernen.
Ausbildung ist also ein lebenslanger Prozess, in dem Reiter und Pferd durch ständige Fortbildung wachsen und in dessen Verlauf sich – hoffentlich – immer größere Harmonie einstellt. Denn das ist es doch, was wir uns eigentlich alle wünschen: Reiten in völliger Harmonie mit dem Pferd, egal, ob auf dem Reitplatz oder in der freien Natur.
Diese Harmonie kann sich nur einstellen, wenn auch das Pferd mit Freude bei der Sache ist und keinerlei Unbehagen, Schmerzen oder Leiden verspürt.
Damit ist klar, Ausbildung und Fortbildung sind unerlässlich und wir schulden sie unseren Pferden!
Aber Ausbildung ist anstrengend und kostet Geld und Zeit!
Stimmt! Jedoch, das Ziel, die Harmonie mit dem Pferd und seine Gesundheit, sollte die Anstrengung wert sein. Ebenso das Geld, das wir in guten Reitunterricht oder Reitkurse investieren.
Und die Zeit, die wir mit unseren Pferden verbringen dürfen, ist doch eher ein Geschenk, denn eine Last.
Den Original Artikel gibt es unter diesem Klick
Neueste Kommentare