Bodenarbeit – eine Begriffsklärung

Wenn ein Pferdebesitzer sagt „Ich mache mit meinem Pferd Bodenarbeit“ kann das vieles bedeuten. Der eine meint damit, dass er sein Pferd am Stallhalfter über eine Plane führt, der andere lässt sein Pferd am Kappzaum anpiaffieren. Und manch einer kann sich unter dem Begriff „Bodenarbeit“ gar nichts vorstellen. Daher hier einige Begriffsdefinitionen meinerseits:

Bodenarbeit

Die Bodenarbeit wie sie in der akademischen Reitkunst verstanden wird, dient dazu, das Pferd an die ersten Hilfen heranzuführen, es zu gymnastizieren und zu balancieren wenn Sie möchten bis hin zur Versammlung. Der Kopf des Pferdes  wird dabei über einen Führzügel, der in den mittleren Ring eines Kappzaums eingeschnallt wird, positioniert. Geführt wird das Pferd durch die Führposition und Körpersprache seines Ausbilders auch mit Hilfe einer kurzen Gerte. Aufgrund der Nähe kann der Ausbilder das Pferd auch berühren um ihm seine Hilfen zusätzlich besser verständlich zu machen. Der Kappzaum wirkt hier über den Schädel ein, nicht über den Unterkiefer, wie es ein Gebiß tun würde. Das Pferd hat keine Anlehnung an die Hand.

Die Bodenarbeit kann als Handarbeit oder als Longieren fortgeführt werden.

Longieren

Dem Longieren wie es in der akademischen Reitkunst verstanden wird, sollte eine Grundlagenausbildung in der Bodenarbeit vorausgehen damit der Ausbilder mit feinen Hilfen auskommt, die das Pferd versteht. Das Pferd wird ohne Hilfszügel am Kappzaum longiert mit Hilfe dessen und der Gerte, die das Pferd ebenfalls bereits in der Bodenarbeit zu verstehen gelernt hat, der Ausbilder dem Pferd die Kommandos für Haltung, Biegung und Regulation des Tempos und der Gangart vermitteln kann.

Handarbeit

Als Unterschied zur Bodenarbeit hat das Pferd über zwei Zügel wie beim Reiten eine Anlehnung zur Reiterhand. Gearbeitet wird hier über ein Gebiß oder eine Kombination aus Gebiß und Kappzaum. So können Grundlagen des Sich-Führen-Lassens, der Selbsthaltung und Versammlung bis hin zu Lektionen der Hohen Schule erarbeitet werden. Vorteile der Handarbeit gegenüber dem Reiten sind, dass das Pferd lernt sich selbst auszubalancieren bevor es zusätzlich den Reiter ausbalancieren muß und dass der Ausbilder sein Pferd sehen kann. Koordination und Balance erfordert es in höchstem Maße aber auch vom Ausbilder.

Grunderziehung/ Gelassenheitstraining/ Liberty-Vorbereitung

Damit es eine Freude ist, mit unserem Pferd Zeit zu verbringen und Alltägliches wie Führen, Putzen, mit Wasser abspritzen, ein Tierarztbesuch oder eine unvorhersehbare Begegnung mit einem fremden Gegenstand nicht zum gefährlichen Kampf ausartet, ist es sinnvoll, klare Grundlagen dafür zu schaffen. Ein Pferd, das seinem Ausbilder am Boden nicht zuhört und ihn nicht respektiert, wird es auch nicht vom Sattel aus tun. Auch hier sind keine Grenzen gesetzt, denn entsteht erstmal Vertrauen, Respekt und Partnerschaft kann dies bis zur Liberty Arbeit ohne Halfter und Seil fortgeführt werden.

Horsemanship

Auch wenn der Begriff Horsemanship oft mit dem Bereich des Westernreitens assoziiert wird, so ist damit der gute und fachkundige Umgang mir dem Pferd gemeint. Für Horsemanship muß das Pferd kein Knotenhalfter, an dem ein langes Seil befestigt ist, anhaben. All das bisher beschriebene inklusive des Reitens ist Horsemanship. Es beinhaltet nicht nur, dass das Pferd erzogen wird oder bestimmte Fähigkeiten erwirbt. Auch der Mensch, der ein guter Horseman ist, wächst ständig am Umgang mir seinem Pferd, solange er sich auf eine ehrliche Kommunikation einlässt.

Zirkuslektionen

Selbstverständlich werden auch Zirkuslektionen vom Boden aus einstudiert. Hierbei ist zu beachten, dass man auch hier sein Pferd sinnvoll ausbildet und ihm nicht nur ein paar Tricks beibringt, mit denen es dann später unaufgefordert ein paar Leckerlies zu erbetteln versucht. Auch wenn Steigen und Spanischer Schritt spektakulär aussehen: Einem dominanten Pferd sollte man nicht als erstes Dominanzgesten lehren sondern mit Lektionen zu Boden beginnen.

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